Schlagwort-Archive: Heuristik

Wie man weiß, was man wollen sollte

Viele unserer Entscheidungen treffen wir wegen unseres Bauchgefühls. Die wenigsten prüfen diese Entscheidungen hinterher und bewerten, ob das Bauchgefühl ein guter Wegweiser ist. (Ich hatte schon an anderer Stelle geschrieben, dass das Bauchgefühl hilfreich sein kann – Rekognitionsheuristik, wenn man Entscheidungen, ohne viel zu wissen, treffen muss.)

Umgekehrt heißt dies jedoch, dass man mit einer Kombination aus Bauch und Kopf seine Entscheidungen weiter verbessern kann. Drei Fehler, die man bei Bauchentscheidungen oft macht:

  1. Wir unterschätzen, den Einfluss äußerer Umstände auf unsere Gedanken und Gefühle.
  2. Wir unterschätzen, die Macht unserer Psyche bei der Verarbeitung von negativen Ereignissen.
  3. Wir überschätzen die Intensität und Dauer emotionaler Reaktion aufgrund von negativen oder positiven Ereignissen.

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Vorhersage von Geschäftsmodellen mithilfe einfacher Heuristiken

Die meisten Unternehmungen gehen pleite. Wäre es nicht gut vorhersagen zu können, auf welches Geschäftsmodell das zutreffen wird?

Ein Paper von Astebro und Elhedli stellt ein Modell vor, welches genau das tun soll.

Wo ich das gefunden habe? Hier.

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Warum mehr Informationen nicht zwangsläufig zu besseren Entscheidungen führen

Wir leben in einer ungewissen Welt, in der die Zukunft ein verfluchtes Ärgernis nach dem anderen ist, wie Winston Churchill schon meinte.

Für die Antwort auf die Frage wie wir die Zukunft prophezeien, um uns ein Stück von dieser Ungewissheit zu lösen, bieten sich verschiedene Strategien an. Zum einen kann ich bei der Entscheidungsfindung auf mein Bauchgefühl hören, oder ich kann versuchen so viele Informationen wie möglich zu sammeln, um erst dann eine Entscheidung zu fällen.

Die erste Strategie hat den Nachteil, dass mir meistens nicht klar ist, warum ich eine Entscheidung getroffen habe. Oft handelt man dabei nach einer verinnerlichten Faustregel, die nicht einmal bewusst sein muss.

Die Nachteile der zweiten Strategie sind, dass ich erstmal Zeit benötige, um viele Informationen zu sammeln, und dass ich dann immer noch nicht weiß, wie ich die Informationen gewichten soll. Welche ist wichtig, welche ist unwichtig? Auf was muss ich besonders achten, auf was muss ich gar nicht eingehen. Bei Informationen muss man sich generell klar machen, dass eine Information sowohl einen positiven als auch einen negativen Beitrag zur Entscheidungsfindung beisteuern kann. Oft ist es gar nicht so einfach diese beiden Aspekte von einander zu trennen.

Aufgrund der Ungewissheit der Zukunft erweisen sich oft einfache Faustregeln komplexen Entscheidungsstrategien als überlegen. Oft ist es nämlich so, dass nur ein Teil der Informationen, die uns vorliegen, für die Zukunft relevant sind. Daher kann es unter Einbeziehung dieser Informationen (aber natürlich gibt es noch andere Gründe für Prognosefehler) zu einem Prognosefehler kommen. Da einfache Faustregeln (Heuristiken) diese verfälschenden Informationen gar nicht erst berücksichtigen, können sie auch nicht darauf hereinfallen.

Eine Rolle spielt dabei, ob es eine optimale Lösung gibt oder nicht. Selbst komplexe Schachcomputer wie Deep Blue berechnen nicht alle möglichen Züge im Voraus. Das würde zu lange dauern. Auch sie verlassen sich auf Faustregeln.

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Kurztest zur Rekognitionsheuristik

Mithilfe eines schnell entworfenen Fragebogens habe ich 23 Paare amerikanischer Universitäten gebildet. Die Aufgabe lautete bei jedem dieser 23 Paare diejenige Universität zu wählen, die älter war.

Insgesamt wurden 29 Universitäten aus den USA ausgewählt, die zwischen dem 17. und dem 20. Jahrhundert gegründet worden sind. Bei dieser Art der Fragestellung ist zunächst unklar, nach welchen Kriterien man die Universitäten auswählen sollte. Bei Fragestellungen ähnlicher Art, die die Größe der Städte betreffen, kann man einfach alle Städte, die größer 300.000 Einwohner sind und daraus zufällige Paare bilden. Kann man analog einfach die 50 ältesten Universitäten der USA auswählen und dann die Paare zufällig bilden? Wie verfährt man dann bei den Universitäten, die im gleichen Jahr gegründet worden sind? Ist die Differenzierung nach dem genauen Gründungsdatum sinvoll?

5 Teilnehmer füllten den Fragebogen aus. Im Schnitt waren 67% der Antworten richtig. Da ich annehme, dass zwar einige Universiäten vom Namen her bekannt waren, aber das Alter der meisten doch unbekannt sein dürfte, ist das ein gutes Ergebnis.
Die Fehlerraten der einzelnen Teilnehmer bewegten sich zwischen 52% und 21%.

 

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Aktuelle Studien zur Rekognitionsheuristik

Ganz, ganz viele neue Studien zum Thema Rekognitionsheuristik in der ersten Ausgabe im Jahr 2011 des Judgment & Decision Making Journals.

Der Link ist hier.

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Rekognitionsheuristik – Wir mögen das, was wir kennen

Nicht erst seit Benettons Schockwerbung* weiß man, dass das Bekannte eine Rolle beim Konsum spielt. Manchmal schmeckt das gleiche Bier besser, wenn man die Marke vorher erkannt hat.

Der Einfluss der Rekognitionsheuristik beim Konsumverhalten wurde in einer Studie von Oeusoonthornwattana und Shanks (2010) unter die Lupe genommen.

In ihrem Experiment fanden sie heraus, dass die bekannte Marke häufiger gewählt wird, wenn zusätzliche positive Informationen vorliegen, als wenn negative Informationen vorliegen. Mehr als die Hälfte der Versuchspersonen nutzten die zusätzlich gebotenen Infos. Zwar wurde die bekannte Marke unabhängig von den Zusatzinformationen überzufällig häufig gewählt. Allerdings konnten besonders positive Informationen diesen Effekt steigern. (Der Effekt der negativen Hinweise hielt sich in Grenzen.) Weiterlesen

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Rekognitionsheuristik

Heuristiken sind simple Regeln, die uns täglich bei Entscheidungssituationen im helfen, eine schnelle und auch gute Lösung zufinden. Sie sind die klaren Wegweiser im Dschungel der Entscheidungsmöglichkeiten. Würden wir nämlich jedes Mal über ein offenes Problem nachdenken, dann wären wir nur damit beschäftigt. Heuristiken erlauben uns den mentalen Aufwand, das Nachdenken, niedrig zu halten.
Ein bekanntes Beispiel für solche Faustregeln ist die Rekognitionsheuristik nach Dan Goldstein und Gigerenzer(2002), die eine der einfachsten Heuristiken ist. Sie besagt, dass wenn bei einer Entscheidung zwei Objekte miteinander verglichen werden(z.B.Welche Stadt ist größer?-A oder B?) von denen das eine Objekt bekannt und das andere unbekannt ist, man in der Regel die bekannte Entscheidungsalternative wählt. Da man die Größe der Stadt also nicht kennt, verwendet man als Refernzklasse die Bekanntheit der Städte. Damit ist die Hoffnung verbunden, dass die Bekanntheit der Stadt ein valider Hinweis auf deren Größe ist. Weil man im Alltag z.B. nicht von außen einschätzen kann, ob eine Person freundlich gesinnt ist, interpretiert man ein Lächeln etc. als einen Hinweis für Freundlichkeit, Offenheit etc.
Für den Alltagsmenschen ist die Rekognitionsheuristik das, was für den Statistiker die lineare Regression ist. Nur das sie simpler ist, und gar nicht so uneffizient!
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Entscheiden unter Unsicherheit

„Whenever we talk about a ‚goal’, we mix a thousand meanings in one word“ schrieb schon Minsky und wenn man dann noch den Aspekt der Unsicherheit hinzuzieht, hat man einen unentwirrbaren Knoten vor sich.

Wenn man kognitionspsychologisch die Wahrnehmung, Speicherung und Verarbeitung von unsicheren Informationen betrachtet, dann bieten sich unterschiedliche theoretische Ansätze an.

1. Es gibt die probabilistischen Wahrnehmung, die man im Linsen-Modell von Brunswick findet. Es geht – grob gesagt – um die Beziehung zwischen den distalen Variablen und den proximalen Hinweisreizen. Diese ist zur Social Judgment Theorie und auch zur Theorie probabilistischer mentaler Modelle weiter entwickelt worden.

2. Bei der statistischen Kalkulation spielen die Umweltgegebenheiten zunächst mal keine Rolle. Man stellt einer Person eine Frage, wie z.B.: wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es morgen heute regnet? Der- oder diejenige darf aber nicht zum Himmel schauen. Es geht also um die subjektive a priori Wahrscheinlichkeit. Im zweiten Schritt geht es nun darum, wie jemand aufgrund einer neuen Evidenz sein Urteil verändert.

 Das ist auch als der Satz von Bayes bekannt.

Menschen urteilen allerdings etwas anders. Es gibt unter den Namen Konservativismus und Basisraten-Fehler bekannte systematische Abweichungen, die das Theorem nicht genpgend gut beschreibend kann.

3. Dem Ansatz der kognitiven Heuristiken und Biases zufolgen nutzen wir Daumenregeln wie  Repräsentativität, Verfügbarkeit, Verankerung etc.

4. Das Konzept probabilistischer mentaler Modelle (PMM) knüpft an den Ansatz von Brunswick an. PMM gehen davon aus, dass Personen bei Lösung einer Aufgabe ein mentales Modell der Situation erstellen, das die relevanten Aspekte darstellt. Die Unsicherheit selbst ist Bestandteil des Modells. Bei Unsicherheit wird ein PMM gebildet, welches eine Referenzklasse gebildet. Man nutz damit einen Hinweisreiz. Dessen Validität ist entscheidend für die Irrtumswahrscheinlichkeit.

5. Bei kausalen mentalen Modellen wie von Thüring spielen Ambiguität und Validität eine Rolle. Hiernach wird ein Anker anhand von früheren Erfahrungen gebildet. Anschließend wird der Anker in Abhängigkeit von der Ambiguität angepasst.

6. In der Stützungstheorie geht es darum, ob der Grad des Glaubens durch das Wahrscheinlichkeitskalkül repräsentiert werden kann. Es taucht hier ein wichtiges Problem bei der Messung der Unsicherheit: die Notwendigkeit, nicht-unmittelbar-Gegebenes zu bedenken.

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Dein Weltmeister-Tipp ist gefragt

Das Max-Planck-Institunt sucht noch fleissige WM-Tipper!

Sie wollen so, zwei Stunden vor jedem Spiel den Sieger vorhersagen! Mehrere Entscheidungsmodelle stehen in Konkurrenz.

Hier ist der Link.

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Take the best (at first sight)

Nach der Take-the-Best-Heuristik von Gerd Gigerenzer greifen wir in einer problematischen Situation nach dem ersten Strohhalm, der uns Halt bietet. Die Ergebnisse, die man mit dieser Taktik erzielt, sind ganz gut. Wie seine Studien belegen, in denen es zum Beispiel darum ging zu entscheiden, welche von zwei Städten größer ist.

Beim ersten Krieterium, das eine Entscheidung ermöglicht, beenden wir das Denken und verhalten uns kriteriumgerecht.

Alles, was man braucht, ist eine dumme Idee, der man folgt.

Okay, meistens ist das gar nicht so dumm. Sie hat mich allerdings heute im Stich gelassen. Im Blumenladen.

Wo ich extra erwähnte, dass ich einen schönen Strauss kaufen wollte. Also entschied ich mich für einen von zweien, weil der eine edler war.

Erst auf dem zweiten Blick, mehrere Minuten später, weit weg vom Blumenladen sah ich, dass der Strauss nicht so schön war.

In der Traumdeutung sagt man vielleicht, dass welke Blumen Mißerfolge und Enttäuschungen ankündigen.

Gut, dass ich nicht daran glaube!

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